Söder kürt Scholz

Wenn man sich noch einmal zu Gemüte führt, wie es gekommen ist, dass wir in Deutschland jetzt eine Dreier-Koalition – genannt Jamaika, nach der Farbe der Flaggen – an der Regierung haben, muss man sich schon fragen, warum das ein Jahr vorher niemand für möglich gehalten hat. Keiner. Weder die jetzt Regierenden, noch die Opposition.
Also ich glaube fest, dass der Bayerische Ministerpräsident zur Zeit der beste Freund der SPD, besonders von Olaf Scholz ist. Wenn auch eigentlich ungewollt. Er hätte sich lieber selbst im Kanzleramt gesehen. Hat auch lange genug versucht, dies zu dementieren und das Gegenteil behauptet. Schadenfreude mag aufkommen.
Es ist nicht einfach, zu erklären, wie Söder es schaffen wollte, den Wichtelmann aus NRW aus dem Rennen um die Kanzlerschaft zu drängen, indem er ihn beim Wähler als schwach erscheinen hat lassen und sich selbst auf das Schild zu heben. Was schließlich trotzdem zu dessen Kandidatur und zu der des nördlichen Kommunikationsbehinderten der SPD, der gerne zeitweise Demenz vortäuscht, geführt hat. Söder war das bald klar, man unterstellt ihm, er baut auf 2025. Was er noch heftiger dementiert, als seine Ambitionen für 2021.
Es hat ja schließlich geklappt. Wenn auch anders und unter freundlicher Mitwirkung der Mehrheit der CDU-Delegierten, die den freundlichen Armin aus Aachen vorne hingestellt haben, weil sie nicht kapiert haben, dass er kein Volkstribun ist. Das ist Olaf zwar auch nicht, aber er stand ja nicht zur Wahl bei der CDU und der gute Markus hat vielleicht etwas weiter geblickt und seine eigenen Chancen abgewogen. Die haben ihm gesagt, dass er wohl selbst erst Bundeskanzler werden kann, wenn vorher ein SPD-Mann gescheitert ist. Außerdem kann es ihm wurscht sein, wen die SPD ins Fegefeuer schickt.
Franz-Josef hatte ja auch einmal Ambitionen. Er hat nie realisiert, dass Deutschland keinen CSU-Politiker zum Kanzler will.
Dass die nächste Bundesregierung an den Problemen der Welt scheitern würde, liegt - offenbar zumindest für Söder - auf der Hand. Naja, nicht nur für Söder. So hat Markus gepokert und es sieht wohl so aus, als ob er vorläufig gute Karten hätte. Ampelkoalition unter Beteiligung der FDP. AchduliebermeinGott.
Es war schon ein perfides Meisterstück. Das muss man ihm lassen. Erst öffentlich in Bayern zu erklären, er wolle nicht Kanzler werden, dann aber hinter den Kulissen die Fallstricke für Laschet und Merz zu verlegen. Und letztendlich selbst öffentlich wirksam zu verzichten.
Das soll nun auch für die nächste Wahl gelten. Wer es glaubt.
Man muss nämlich jetzt sehen, was zur Vorbereitung der Landtagswahl in Bayern zur Zeit geschieht. Die will Söder klar gewinnen. Er muss sich aufbauen. Dafür müssen zunächst Hindernisse aus dem Weg geräumt werden. Ein gewisser ehemaliger Verkehrsminister mit gescheiterten Träumen für eine Autobahngebühr ist das prominenteste Opfer. Könnte Wählerstimmen kosten.
Warten wir also noch ein Weilchen. Bald kommt Markus auch zu Dir. ...
Sofern sie Schwächen in dieser Argumentation sehen, gebe ich Ihnen Recht. Ich sehe sie auch. Aber ich will ja auch nicht Kanzler werden.
Heinz Elflein
04.04.2023
... und den Rest den schmeißt er weg.
Mitte April kam Söder auf die Idee, die Bundesregierung aufzufordern, das Atomgesetz zu ändern und dem Bundesland Bayern ein eigenes Atomkraftwerk zu genehmigen. Das war ich schon etwas verblüfft und fragte mich, was er damit bezweckt. Dass dem nicht nachgekommen wird, kann er sich doch wohl ausrechnen. Die Bayerischen Grünen haben die Erklärung geliefert. Es ist reiner Wahlkampf. Na denn, lassen wir ihn mal weiter dumm daherreden.
In diesen Tagen hatte der Mann die nächste Idee. Gott und der Welt zu erklären, er wolle werggli nicht mehr Bundeskanzler werden. Ich glaube ihm sogar. Warum ihm sonst niemand glaubt, wundert mich aber auch nicht. Er hat also ein echtes Glaubwürdigkeitsproblem. Jetzt könnte ich etwas gemein werden und sagen, das haben alle Politiker, möchte mich in diesem Fall jedoch ausschließlich auf den guten Markus beschränken. Außerhalb Bayerns haben es bayrische Politiker schwer, den Wähler davon zu überzeugen, dass sie ein guter Kanzler für Deutschland wären. Das konnte nicht einmal Franz Josef Strauß.
Das erste Hindernis auf dem Wege zur Kandidatur sind die CDU-Delegierten. Diese Hürde kann er nicht nehmen.
Heinz Elflein
05.05.2023