Neunundneunzig
Wer durch Supermärkte, Kaufhäuser, Baumärkte und Gartencenter geht, dem wird die 99 auffallen. Sofern er normalen Geistes ist. Werbefritzen, Baumarktpsychologen und sonstige Verdummteufler glauben nicht, dass ihre Kunden normal sind. Deswegen versuchen sie, diese mit psychologischen Verkaufstricks zu manipulieren. Sofern sie doch glauben, alles mit "-, 99" auszuzeichnen, wäre normal, sind sie ihren eigenen Gehirngespinsten zum Opfer gefallen, oder kommen aus Nordamerika.
Es kann doch nicht normal sein, etwas für 99,99 anstatt für 100 € anzubieten. Die erwähnten Verdummteufler glauben aber, dass sich so etwas besser verkaufen lässt, weil für den Kunden der Eindruck von Preiswürdigkeiten erzeugt wird und sich dieser dadurch beeinflussen lässt.
Ich weiß nicht, ob es wissenschaftliche Untersuchungen darüber gibt. Möglich ist das. Ich selber glaube nicht daran, dass sich ein Mantel für 199,99 € öfter verkaufen lässt, als einer für 200,- €. Wenn doch, gebe ich mich geschlagen und stimme der Einschätzung zu, dass Kunden blöd sind. Also ganz normale Menschen, wie Du und ich.
Aber es ist doch ganz offensichtlich so, dass Verkaufsstrategen es glauben. Womit wir wieder bei der obigen Einschätzung sind, sie halten ihre Kunden für zumindest psychologisch beeinflussbar.
Ich bin es in dieser Beziehung nicht und ärgere mich darüber, dass ich als Kunde von den Strategen so eingeschätzt werde. Und weil das so ist, frage ich mich, ob ich überhaupt in solch einem Laden einkaufen soll. Wenn Marianne nicht immer dabei wäre, würde ich mich glatt so verhalten, kann ihr aber nicht zumuten, zu tolerieren, dass ich für einen Cent einen kleinen Aufstand veranstalte.


Der Anlass für mich, diesen Beitrag zu schreiben, war der Besuch eines Gartencenters an der Stadtgrenze Düsseldorf/Meerbusch. Dort gibt es gute Pflanzen zu einem hohen Preis. Das wussten wir vorher. Als wir dann den Verkaufsraum betraten, fragte ich mich, ob hier Sommer-Schluss-Verkauf sei.

Arrangement Freilan für 29,99 €
Überall große Preisschilder mit -,99er Preisen. Als ich dummerweise eine Verkäuferin fragte, was denn hier los sei und wer die Preise machen würde, bekam ich die Antwort, der Chef und hier machte man es immer so. Als ich dann kess und überflüssigerweise bemerkte, ich fühlte mich durch diese Preisgestaltung auf den Arm genommen, erntete ich verdienterweise einen mitleidigen Blick, der mich als Außenseiter der Menschheit identifizierte. Eingekauft haben wir dann trotzdem. Der Endpreis von 60,02 € wurde korrekt einbehalten und ich habe mir die Bemerkung verkniffen, ich möchte nur 59,99 € bezahlen. Hier darüber ist der Kassenbon. Von dem Namen des Centers befreit, damit ich nicht noch juristisch für diese streitbaren aber einfältigen Bemerkungen belangt werde.
Manchmal gibt es auch Geschäfte, die diese Preismanipulation nur abgeschwächt
vollbringen, weil sie sich doch etwas schämen. Da kostet dann die Ware 199,90 €
Sieht nicht mehr ganz so bescheuert aus, ist es aber trotzdem.
Ich habe überlegt, wie ich ich diesem Unfug begegnen kann und es ist mir - bayrisch begründet - etwas Hinterfotziges eingefallen. Wenn ich einen Kaufpreis von 99,99 überweisen soll, überweise ich 99,98 oder 100.- Nur nicht den verlangten Betrag. Einen Cent Differenz. Es kommt nun darauf an, wie die Computer des Verkäufers programmiert sind. Mahnt er den fehlenden Cent an oder überweist er den überzähligen zurück?
Teufel, Teufel.
Heinz Elflein
01.07.2023
Nachtrag vom 17.07.:
Wenn ich so einkaufen gehe, schaue ich nicht auf die Preise. Ich weiß ja, was ich hole und kenne die Preise in etwa. Da interessieren mich Preisschwankungen nicht die Bohne. Aber als ich heute vom Getränkemarkt kam, habe ich mir den Kassenzettel doch mal angesehen und mit dem Kopf geschüttelt:
Apfelschorle: 9,99
Pils: 13,99
Portwein: 6,99
Cafe 1: 6,99
Cafe2 : 7,99
Der nächste Markt, der seine Kunden für bedröppelt hält. Im Gegenzug halte ich die Werbefuzzis für beknackt.
Heinz Elflein