Wein

Dem Wein sind wir schon seit Jahrzehnten sehr sehr nahe getreten und er folgerichtig auch uns. Das hat sich wie eine Seuche innerhalb der Familie ausgebreitet. Ist aber keine Krankheit. Mein jüngerer Bruder Werner hat sich zum familieninternen Wein-Guru entwickelt, der mit seinen Kommentaren ganz Deutschland am Weinbändel hat.
Und weil etliche Profitgierige auf Kosten der Gesundheit ihrer Kunden an dem Thema sind, muss ich auch deutlich in ihre Richtung vom Leder ziehn. Was hat der Politiker davon, wenn er innerhalb der EG bewirkt, dass Glyphosat in Deutschland immer noch in den Weinbergen gespritzt werden darf. Ich kann die Frage beantworten und ich glaube, Sie können es auch. Hat was mit Bayer zu tun. Meine Schadenfreude über den Wertverlust der Bayer-Aktie ist berechtigt.
Wenn man über Wein schreibt, braucht man viel Disziplin, um sich nicht zu verzetteln. Allein in Deutschland gibt es 13 Weinanbaugebiete. Es macht aber auch keinen Sinn, sofort zu tief einzusteigen. Nähert man sich der Thematik über sein eigenes Einkaufsverhalten, wird eher ein Schuh daraus.
Also, ich habe verschiedene Händler mit einem breiten Spektrum, kaufe aber auch direkt bei Winzern. Aus Iphofen, Hüttenheim und Sulzfeld beziehe ich meine Frankenweine. Ergänzt durch Weine von der Weinhalle in Nürnberg, der mir auch manchen Italiener oder Spanier oder Franzosen liefert . Die badischen Weine bestelle ich nur noch bei Harteneck in Schliengen. Werner bringt den einen oder anderen Mosel mit und versorgt mich auch mit den Rheingauern.
Harteneck
Zur Zeit kaufe ich viel beim Demeter-Betrieb (Mondscheinwinzer) Harteneck. Die Traubenlese richtet er tatsächlich nach dem Mond. Lange Zeit sind wir deswegen ins Badische Weinhaus nach Hemmerden hinter Neuss gefahren. Letztendlich hat man sich aber getrennt, die Konzepte haben nicht übereingestimmt. Wobei das Weinhaus in Hemmerden wahrscheinlich einen seiner besten Winzer verloren hat, wenn nicht den Besten. Bei Harteneck ist alles Demeter.

Als wir noch gerne in den Schwarzwald - vornehmlich in die Ortenau - gefahren sind, wurden wir auch damit konfrontiert, dass sich Badener und Württemberger nicht gerade grün sind. Da sagt mir eine Wirtin aus Baden Baden, Württemberger Weine könne man nur konsumieren, wenn man um Mitternacht an einer Autobahn-Raststätte sei und keine anderen Weine vorhanden seien. Im Übrigen mögen die Badener nicht, wenn man sie "Badenser" nennt, mit dem Argument, man würde ja auch nicht "Frankfurtser" sagen. Wer aber die badischen Weine aus der Ortenau vor Ort konsumieren möchte, dem empfehle ich die Ortschaften Sasbachwalden und Durbach. Und hoffe, dass bald die Zeit kommt, in der man die Hex von Dasenstein als Biowein konsumieren kann.
Luckert
Als gebürtiger Franke trinke ich natürlich auch Frankenweine. Z.B. aus Iphofen. Die Iphöfer sind von verschiedenen Winzern, die Sulzfelder vom Zehnthof Luckert. Dort durch die Weinberge zu streifen, macht ebensoviel Spaß, wie den Wein zu trinken.



Die Weinberge von Sulzfeld sind geschichtsträchtig. Man wandelt auf den Spuren kriegerischer Auseinandersetzungen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Cyriakus-Schlacht
Wenn ich mir eine Flasche Silvaner aus dem Keller hole, denke ich nicht daran.
Die Weine vom Zehnthof sind hochpreisig. Die Luckerts können sich das leisten.
Iphofen
Mein liebster Weinort ist Iphofen. Kulinarik und Wein. Es gibt mehr als 20 Weingüter. Ich will keines davon herausheben. Suchen Sie sich selbst Ihren Favoriten
https://de.wikipedia.org/wiki/Iphofen
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Es wird Ihnen viel Freude bringen. Kulinarisch fühle ich mich im Romantik-Hotel Zehntkeller am wohlsten. Es gibt auch Zimmer mit Aufzug. Zur Iphöfer Kammer zieht es uns auch hin, wenn wir im Ort sind. Die Kammer gehört dem Weingut Wirsching. Die Pächter Heidrun Kaufman und Markus Lösch haben dafür das Gasthaus zum Schwan in Castell aufgegeben, das jetzt nur als Hotel Garni geöffnet hat.
Ein Streifzug durch die Weinberge erfreut den Wanderer.


Homburger Kallmuth
Weiter mainabwärts habe ich auch meine Favoriten. Der Homburger Kallmuth ist wohl der interessanteste Weinberg Deutschlands. Die Weine sollten aber von Fürst Löwenstein sein. Andere Winzer besitzen nur Nachbarlagen, die es dem dritten Reich zu verdanken haben, sich Homburger Kallmuth bezeichnen zu dürfen. Jetzt bin ich wirklich gespannt, ob es jemand wagt, mich wegen der Veröffentlichung dieser geschäftsschädigenden Information anzuzeigen.


Im Weingut Fürst Löwenstein kann man tagen und übernachten.




Die Auskunft, wir sollten den obersten Weg am Wein gehen, dann würden wir die Asphodillen schon sehen, half uns auch schon weiter. Dazu zwei Flaschen des herrlichen Silvaners gleichen Namens „Asphodill“, die für den nächsten Tag das vorgesehene Picknick veredeln sollten. Bastian Hamdorf erläuterte uns noch mit einer kleinen Weinprobe die aktuellen Weine des Weinguts Fürst Löwenstein.
Wenn ich es mir richtig gemerkt habe, waren es 211 Stufen.
Belohnt wurden wir durch den tollen Blick.
Es war schon ein besonderes Erlebnis. Falls wir wiederkommen, picknicken wir nur noch. Wo die Asphodillen stehen, verraten wir niemanden.
Ich zitiere mich mal selbst aus älteren Berichten:
Eigentlich möchte ich eines Tages im Mai wieder den Berg hinauf steigen, die Asphodill-Blüte fotografieren um mich dann mit einem kühlen Silvaner und einer kleinen Brotzeit in den Berg zu setzen. Vielleicht kommen dann meine Lieben von oben dazu. Wegen des Wetters habe ich keine Besorgnis. Ich weiß ja, dass die aufsteigende Wärme des Homburger Kallmuth die Wolken abweist. Mystik pur.
Hatte ich im September 2015 geschrieben. Es hat mir so lange auf der Seele gelegen, dass wir beschlossen, das genau so auszuführen. Am Donnerstag, den 19.05. 2016, trudelten wir im Schloss zu Kleinheubach ein. In der Vinothek erwartete uns Bruder und Frau mit Kellermeister Bastian Hamdorf.
Näher am Homburger Kallmuth liegt Wertheim. Ich hatte für die Übernachtungen den Lindenhof in Kreuzwertheim ausgewählt, mit dem wir langjährig verbunden sind. Der für den nächsten Tag vorgesehene Picknickkorb für den Vesper nach der Besteigung des Kallmuth wurde hervorragend und liebevoll zusammengestellt.
Freitag, 20.05.2016
Der große Tag war gekommen. Wir fuhren hinüber nach Homburg und parkten unverschämterweise direkt bei den Ziegen. Vor der obersten Reihe der Rebstöcke. Das Wetter war nicht gerade gut, aber es regnete nicht. Von aufsteigender Hitze aber auch keine Spur. Um die Ecke pfiff ein frischer Wind.
Jetzt galt es, die Asphodillen zu finden. Unterstützung war keine mehr da. Mein Bruder fand sie. Weil er den oberen Weg ganz zu Ende gegangen ist, wo ich schon aufgegeben hatte.
Somit hatten wir uns das Picknick redlich verdient. Dazu verließen wir den Seiteneinstieg und begaben uns auf den Berg. Ganz oben, wo es vermutlich für die Orchideen zu ungemütlich ist. Bank und Tisch für das Picknick haben freundliche Mitmenschen irgendwann aufstellen lassen.
Damit war es aber noch lange nicht genug. Nur von der Seite und von oben ist uncool. Nein, der Berg musste von unten bekraxelt werden, wie es die Weinbergsarbeiter auch tun. Mein Bruder und ich haben es gepackt, es war teilweise etwas eng. Wenn ich es mir richtig gemerkt habe, waren es 211 Stufen.
Bastian Hamdorf
Seine Weinberge sind so steil, dass schon die Zufahrt Respekt einflößt.
https://www.weingut-bastian-hamdorf.de/
Bastian ist 1982 auf der Insel Föhr geboren. In KLingenberg am Main hat er seine Erfüllung als Weinbauer gefunden. Wir trafen ihn, als er noch Kellermeister bei Fürst Löwenstein war. Warum sich der Fürst und Bastian getrennt haben, kann ich mir lebhaft vorstellen. Was die Philosophie um den Wein anbetrifft, sind die Löwensteins meines Erachtens noch im letzten Jahrhundert. Schade um den Kallmuth.
Bastian Hamdorf führt ein Bioweingut, er gehört meines Erachtens zu den besten deutschen Winzern.

