DHL-Chaos

Es war noch im alten Jahrtausend, als sich die Geldmacherlobby bei der CDU mal wieder durchgesetzt hatte. Man beschloss, die gute alte Post zu verscherbeln, indem man eine Aktiengesellschaft daraus machte. Um das durchzuziehen, wurde der gebürtige Österreicher Christian Schwarz-Schilling zum Postminister gemacht. Er war es von 1982 bis 1992.

Wikipedia: „Unter seiner Leitung wurde in Deutschland das Kabelfernsehen eingeführt, das Privatfernsehen zugelassen und der Mobilfunk nach dem Standard GSM eingeführt, sowie die Privatisierung der Deutschen Bundespost eingeleitet. Um das Kabelprojekt zu beschleunigen, setzte Schwarz-Schilling darauf, Privatfirmen an der Kabelverlegung zu beteiligen. An der Projektgesellschaft für Kabel-Kommunikation mbH war mit der Sonnenschein KG auch die Firma seiner Frau beteiligt, in der er die Jahre zuvor als Geschäftsführer tätig war. Seine Anteile an der Sonnenschein KG trat er erst wenige Stunden vor seiner Ernennung zum Postminister ab. Käufer dieser Anteile war der Nixdorf-Konzern. Auch seine Entscheidung, Kupfer zu verwenden, traf im In- wie auch Ausland auf Verwunderung: Es war bereits Anfang der 1980er Jahre abzusehen, dass Glasfaserkabel die „Technologie der Zukunft“ ist.

Während seiner Amtszeit war Schwarz-Schilling als „Kohls affärenreichster Minister“ bekannt. Auslöser dieser Affären waren meist die Verwicklungen des Familienunternehmens seiner Frau in Schwarz-Schillings politische Entscheidungen.

Ich erinnere mich, dass die Privatisierung der Bundespost sehr umstritten war. Es gab auch seinerseits bereits Hinweise auf  negative Auswirkungen. Sie sind fast alle eingetroffen. Auch wenn die Interessengruppen das im Vorfeld in Abrede gestellt haben. Wenn es um Geld geht, bleibt eben manchmal die Gemeinnützigkeit zurück.

Auswirkungen hatte die Entscheidungen auch auf das Personal der Post. Es durften ab 1995 keine Beamten mehr ernannt werden. Im Kundendienst des Nachfolgers DHL spürt man dies. Postgeheimnis und sonstige rechtliche Vorschriften waren Bestandteil der Laufbahnprüfung für Beamte. Heutige DHL-Zusteller – meist mit Migrationshintergrund - haben noch nie etwas davon gehört. Sie haben ihrerseits Probleme mit  befristeten Beschäftigungsverhältnissen, die nicht gerade menschenfreundlich sind.

Dass sich Schwarz-Schilling bei den Postbeamten keine Freunde gemacht hat, liegt in der Natur der Sache.

Natürlich war es mit Beginn der Privatisierung aus mit dem Monopol für die Deutsche Post. Inzwischen tummeln sich mehrere Paketversender auf deutschen Straßen. UPS, Hermes, DHL, GLS. DHL ist mit 48 % der größte Anbieter.

Beschäftigen wir uns nun also mit den praktischen Erfahrungen, die ich mit DHL gemacht habe. Vorab: Ich hätte mir das nicht vorstellen können.

Bei unserem bevorzugten Weinversender aus Franken, der Weinhalle Nürnberg, Gebrüder Kössler, hatte ich ein Paket Rotwein bestellt. Ein paar Tage später, am 11.6.24, bekam ich ein Email von DHL: „Hallo, wir haben gute Nachrichten: Ihr DHL Paket ist bald da.“ Voraussichtliche Auslieferung zwischen 13:30 und 15:30.

Auf solche Informationen konnten wir uns bisher immer verlassen.

Da gab es aber die sogenannten Packstationen der DHL noch nicht.

Wir waren zuhause und freuen uns auf den Wein. Doch er kam nicht. Stattdessen ein Email, wir könnten das Paket an einer Packstation abholen. Eigentlich sollen Pakete in Packstationen gelagert werden, wenn der Empfänger nicht angetroffen wird. Dann soll der Zusteller einen Abholschein im Briefkasten deponieren. Doch auch der Abholschein war nicht da. Ein Hinweis, dass der Bote überhaupt nicht hier gewesen ist, sondern das Paket direkt zu einer Packstation gebracht hat. Das finden wir nun reichlich unverschämt. Wir gehen davon aus, dass der vermutlich überlastete Bote eine Lösung für sein Problem fand, indem er – für ihn – zweckmäßigerweise das, was er zeitmäßig nicht mehr zustellen konnte, kurzerhand in einer der Packstationen entsorgt hat. Nach ihm die Sintflut, denn dem Empfänger fehlt nun der Abholschein, wo die Informationen vermerkt sind, die er braucht, um das Paket aus dem Fach zu nehmen. Doch es kommt noch schöner. Denn DHL hat einen ansprechenden Internetauftritt.

Dort kann man sogar eine Zweitzustellung beantragen. Nur hat in unserem Fall der Link nicht funktioniert. Das heißt für mich, dass das „Angebot“ der zweiten Zustellung ein Fake ist, weil DHL den Link stillgelegt hat. Der Kunde soll das Paket gefälligst abholen. Aber es gibt ja noch Telefon. „Wie kann ich DHL telefonisch erreichen, frage ich im Internet. „DHL Paket Kundenservice 0228 4 333 112“ finde ich.

Das hat tatsächlich funktioniert. Der freundliche Mitarbeiter mit dem holländischen Slang am Telefon hat mir dann auch zugesagt, dass das Paket am übernächsten Tag noch einmal zugestellt würde. Sie ahnen es, es tat sich nichts, ich erfuhr dann nach einer Woche per Email, dass es an den Absender zurückgegangen sei. Im Übrigen kann man auf Emails von DHL nicht antworten, sie kommen mit der Überschrift „No Replay“. Was heißt, dass DHL keinen Email-Kontakt möchte, Kundendienst hin und her, man müsste dafür ja Personal vorhalten.

Meine Wut auf DHL hält sich in Grenzen. Ich überlege jetzt, inwiefern DHL Gesetze gebrochen hat.

Noch ein Versuch zur Güte. Ich habe den Absender veranlasst, das Paket noch einmal zu versenden. Laut DHL-Ankündigung kommt es heute, am 29.06. Es liegt schon im Zustellwagen. Mal sehen, wie sich der Bote diesmal aus der Affäre zieht. An der Haustür klingeln, wäre nicht schlecht.

 

Heinz Elflein

30.06.24

 

P.S. Das Paket ist tatsächlich angekommen. Jetzt brauche ich mein Vorhaben, nach Bonn zu fahren und die DHL-Führung am Ohrwatschl zu ziehen, nicht in die Tat umsetzen.