Gesundheitswesen Krankenhaus

Unser Gesundheitswesen im Krankenhaus

 

So wie es ist und wie ich es mir vorstelle.

Irgendwann erwischt es jeden. Kaum jemand verstirbt im hohen Alter, ohne ein Krankenhaus als Patient von innen erlebt zu haben.

Ich mache mich davon nicht frei. Als ich zuletzt Wahnsinns-Bauchschmerzen, wie noch nie in meinem Leben zuvor bekommen habe, meinte unser Hausarzt am Telefon, es sei ein typischer Herzinfarkt und meine Frau sollte den Notarzt rufen. Der Krankenwagen über „112“ war auch sofort da.

Ein Infarkt war es nicht, sondern „nur“ eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse und der Gallenblase. Gesundheitliche Details will ich mir ersparen, sondern nur die Begleitumstände schildern.

 

Das Krankenzimmer war ein Notarztzimmer für zwei Personen. Bad und Toilette gab es nicht, aber ich konnte von Glück sagen, dass es überhaupt verfügbar war. Das Nachbarkrankenhaus hatte abgelehnt, mich aufzunehmen, da standen Betten auf den Fluren.

 

In der Folgezeit scheiterte das Personal mehrfach daran, bei mir Blut zu nehmen. So kam ich ohne weitere Diagnose in ein Zweibettzimmer für innere Krankheiten. Immerhin mit Bad/WC. Weil ich sanitäre Einrichtungen ungern teile, stört mich das zweite Bett und mir ist bewusst, elitäre Ansprüche zu stellen. Als ich dann nach einer Übernachtung im Laufe des Tages in ein „Komfortzimmer“ verlegt wurde, war das vorbei. Der Aufpreis für dieses Einzelzimmer ist hoch. Erinnert an Zimmerpreise von Spitzenhotels. Wer nicht speziell und hochpreisig zusatzversichert ist, könnte finanzielle Probleme bekommen. Für überteuert halte ich diese Preise nicht, man muss die Leistung sehen, die dahintersteckt.

 

Bezüglich der Versorgung durch Ärzte und Pfleger war alles in bester Ordnung. Bis Freitag mittag. Dann begann die Personalausdünnung mit Notarztversorgung. Und das ist der Grund, weswegen ich diesen Artikel hier schreibe. Die Viereinhalbtagewoche für Krankenhauspersonal ist für mich in Ordnung. Aber der Abdeckungsgrad von etwa 65% für Pflege und ärztliche Anwesenheit nicht. Krankheiten schauen nicht auf Tag und Zeit. Das heißt, man benötigt 1,3 Dienstposten für eine Kraft. Das kostet Geld und zahlen will dies niemand. Die Gesellschaft gibt das nicht her.

Sollen die Kranken lieber leiden.

Davon abgesehen, dass das Personal vom Oberarzt bis zum Wäscheservice ja auch nicht unbeschränkt auf dem Arbeitsmarkt verfügbar ist.

Man kann aber zumindest versuchen, sich der Vollkommenheit etwas zu nähern. 80% statt 65% wäre schon gut. Dann müssen die Krankenkassenbeiträge eben erhöht werden. Wenn der Patient dafür einen Mallorcaflug im Jahr opfert, fände ich das angemessen.

 

Kommt dazu ein intelligenter Dienstplan, könnte man dem Idealzustand schon etwas näher kommen. Dann hat eben einer von 1,3 Ärzten mal Mo, Die statt Sa, So frei.

Es geht ja auch, wenn man es punktuell macht und sich auf die reinen Krankenkontakte beschränkt. Für die anderen Funktionen reicht ja wirklich ein Notdienst, die Verwaltung muss nicht da sein.

Das alles erfordert aber geistige Flexibilität und deshalb bezweifle ich, dass aus dem Wege dorthin eine Völkerwanderung wird.

 

Sage mir aber einer, wie es zu beherrschen sein soll, wenn in der Nacht von Sonntag auf Montag, morgens um 03.00 Uhr, mehrere Menschen zur gleichen Zeit in ihren Betten oder im Flur Probleme größerer gesundheitlicher Art bekommen. Zwei Infarkte, ein Gehirnschlag, eine Gallenkolik zur gleichen Zeit. Wenn mir dann noch jemand sagt, dass dies ohne deswegen bedingte Todesfälle abgeht, bin ich vollen Glaubens.

Noch ein Spezialfall. Wer ins Krankenhaus geht, kann Chefarztbehandlung verlangen und bekommt dafür eine Rechnung, die er - wenn er Privatpatient ist - bei seiner Krankenversicherung einreichen kann. Oft werden dabei die Normalsätze überzogen und der Patient zahlt drauf. Seit einiger Zeit gibt es ein neues Verfahren. Da steht in den Vertragsklauseln, dass auch der Oberarzt die Leistungen des Chefarztes ausführen darf. Nur abrechnen darf er nicht selber. Das war offenbar nötig, um die Chefärzte zu entlasten. Als ich kürzlich das zweite Mal nach dem oben beschriebenen Aufenthalt ins Krankenhaus musste, habe ich den Chefarzt nicht zu Gesicht bekommen. Der Oberarzt hat operiert und die Assistenzärzte machten die Patientengespräche. 

 

Sagen Sie mir Bescheid, sofern ich einen Gedankenfehler begehe.

 

Heinz Elflein

08.04.2023