Tartufo
Es ist jedes Mal ein kulinarischer Höhepunkt, wenn der Cameriere Trüffel über die Pasta hobelt. Auch kein billiger, denn Trüffel sind teurer als Gold. Aber wer käme schon auf die Idee, Gold zu essen. Ein ehemaliger Bayern-Fußballer aus Frankreich hat es medienwirksam getan und ist entsprechend niedergemacht und dann nach Florenz abgeschoben worden. Ich kann gleiches deshalb nicht zugeben und meine Leser müssen raten, ob die Gold-Ess-Dekadenz auch mich erfasst hat.
Ansonsten sollte man das nicht zu weit von sich weisen. Denn Menschen, die mit rheumatoider Arthritis zu tun haben, kann es helfen, Gold zu essen. Die gesetzliche Krankenkasse wird die Kosten allerdings nicht übernehmen und es schmeckt auch nicht. Bleiben wir also lieber bei Tartufo.

Ralf Bos, Delikatessenjäger:
„Weißer Alba-Trüffel: Ein Juwel unter den Trüffeln. Der Weiße Alba-Trüffel, auch bekannt als "Piemont-Alba-Trüffel", ist ein wahres Juwel der Gastronomie. Mit seinem intensiven und doch delikaten Aroma, das an Knoblauch erinnert, aber weit milder im Geschmack ist, setzt dieser Trüffel luxuriöse Akzente in der Küche. Seine Saison, die von Anfang Oktober bis Ende Dezember reicht, ist ein Höhepunkt für Gourmets weltweit. Dieser seltene Trüffel, variierend in Größe und Farbe von hellbraun bis weiß, veredelt einfache Gerichte wie Rührei, Risotto, oder Polenta zu außergewöhnlichen kulinarischen Erlebnissen.“
www.albatrüffel.de:
Der Preis für weiße Alba Trüffel beträgt 3,30 € pro Gramm. Er kann auch 105 € bis 840 € pro 1 g betragen.
Die Zeiten, als wir noch ins Piemont gefahren sind, sind leider vorbei. Wenn es aber nur darum geht, Trüffel zu essen, braucht man das auch nicht. Man suche sich den nächsten Nobel-Italiener und bestelle einen Tisch. Wenn dann das Hobeln über der Pasta beginnt, kann man sich einreden, es handele sich um Alba Trüffel. Ich habe das noch nie geglaubt. Trüffel, der woanders wächst, z. B. in Istrien (Slowenien), ist auch nicht zu verachten und kostet den Ospitare wesentlich weniger. Was nicht heißt, dass er seine Preise nicht auf Alba-Trüffel-Niveau abrechnet. Damit rechne ich sowieso.
Übrigens, Ralf Boos aus Büderich bezieht zur Zeit seine Trüffel mehrheitlich aus Australien. Albatrüffel sind nicht vorrätig.
Rund um die echten Trüffel gibt es etliche Produkte, die davon abgeleitet sind. Da hat man es als Kunde nicht leicht, wenn man nicht gleich die Finger davon lässt. Bei „Trüffelöl“ oder „Trüffelpaste“ sollte man sich die Zusammensetzung schon sehr genau ansehen. Der Geschmack dürfte in den meisten Fällen zufriedenstellend sein. Siehe hier:
https://www.welt.de/vergleich/trueffeloel/
Bei meinen Recherchen habe ich akzeptable Angebote gefunden, z.B. Tartufo-Stückchen im Glas. Da muss ich tatsächlich mein vorschnelles Urteil relativieren.

Trüffelpaste kaufen wir öfter, zuletzt bei Frau Birgit Fischer, Enoteca dell`Arte, auf der Further Straße in Neuss. Sozusagen bei uns um die Ecke. Ein kleiner Laden voll mit Italien.
Jetzt möchte ich Ihnen aber noch erzählen, was wir zuletzt mit Trüffelpaste angefangen haben. Auf dem Markt im Neusser Norden, ein Stand, beim Marktbeschicker Ingenbleek vom Niederrhein, kaufen wir Fleisch und Geflügel, wenn wir nicht zum Fleischer gehen.

Fleisch von der Supermarkt-Theke kommt uns nicht in die Tüte. Von Ingenbleek lagen plötzlich Lammlachse im Kühlschrank.
Da hatte ich die Idee, mit Tartufo-Paste und war mir nicht zu schade, diese bei Edeka mitzunehmen, wo sie mir regelrecht ins Gesicht sprang. Die Paste ist von Casa Zarella. Maria Zarrella Catering, 50389 Wesseling.


Zutaten: Rapsöl, Wasser, 6% Olivenöl, 5% eingelegter Trüffel (Trüffel, Olivenöl, Salz, Aroma), Zucker, heller Balsamicoessig (Weinessig, rektifiziertes Traubenmostkonzentrat, Traubenmost) (enthält SULFITE), 2% PARMIGIANO REGGIANO D.O.P. HARTKÄSE, Salz, Senf (Wasser, SENFSAAT, Branntweinessig, Salz, Zucker, Gewürze), modifizierte Stärke, Zwiebeln, EIGELBPULVER, Verdickungsmittel: Guarkernmehl, Xanthan, Tarakernmehl, Zitronensaftkonzentrat, Aroma.
Parmigiano Reggiano ist ein Käse aus den „Luzernen“. „Luzernen“ sind Wildpflanzen, die alten Perser fütterten damit schon ihre Pferde. Nur in dieser speziellen Region, nämlich auf den Luzernen, von denen sich die Kühe ernähren, leben die „guten“ Milchsäurebakterien. Das Geheimnis besteht darin, sie auf absolut natürliche Weise vom Gras auf das Milchvieh, von dort auf die Milch und dann auf den Käse zu übertragen. Das ist es, was den Parmigiano Reggiano seit fast tausend Jahren so unverwechselbar macht.

20% des Parmigiano Reggiano werden in den Gebieten des Apennin hergestellt, wo das Produkt seine einzigartigen Eigenschaften erhält. Der „einzig wahre Parmesan“.
Nun haben wir die 2% des Käse aus dem Apennin nicht aus der Trüffelpaste herausgeschmeckt. Trotzdem bin ich beeindruckt. 5% der Masse sind eingelegte Trüffel. Ein kleiner Schönheitsfehler ist es für mich, dass es sich nicht um Wintertrüffel handelt und es nur 5% sind.
Wir waren beide sehr gespannt, wie die Paste mit den gebratenen Lammlachsen harmonieren würde. Das Ergebnis: Wir werden es wieder tun. Es ist ein unvergleichliches Erlebnis, wenn Lamm und Trüffelpaste den Gaumen verwöhnen.
Dazu gehört natürlich auch der richtige Wein. Wir hatten eine Flasche Montepulciano d`Abruzzo geöffnet.
Wenn ich jetzt darüber schreibe, spricht das für sich.
Sollte sich jemand bemüßigt fühlen, zur Trüffelzeit das Piemont zu besuchen, kann ich den Flug nach Turin empfehlen. Nehmen Sie sich dort einen Leihwagen und übernachten sie im Hotel Ristorante i Capelli in Alba. Den Rest müssen sie selbst herausfinden. Gute Dienste leistet der Reiseführer von Michael Müller.
Lesen Sie auch hier:
https://www.elfleinsbemerkungen.de/kulinarisches/beste-kueche-der-welt
Heinz Elflein
24.07.2024