Autofahrer
Sind Sie auch der Überzeugung, als Autofahrer alles richtig zu machen, während die Masse ständig Fahrfehler und sonstiges Fehlverhalten produziert?
Ich denke so, was mein persönliches Fahrverhalten betrifft, von Tatsachen braucht man nicht überzeugt sein. Ich fahre fehlerfrei. Sofern Sie das nicht glauben mögen, sollten Sie mal versuchen, vor mir rückwärts einzuparken.
Fangen wir doch mal an mit der Entlarvung der Delinquenten.
Rückwärts einparken
Das ist ja so bequem und auch in Ordnung, wenn dadurch keine anderen Autofahrer behindert werden. Ist ein Fahrzeug hinter dem Einparker, behindert er es, weil er ihm einen Teil der Fahrspur wegnimmt. Den Teil, den er selbst braucht, um den Rückwärtsgang einzulegen und ein Stück zurück zu fahren, damit er das Fahrzeug in die Parklücke manövrieren kann. Hätte er vorwärts eingeparkt, wäre das nicht nötig gewesen.
Unsichere Autofahrer scheuen es, vorwärts einzuparken, weil man dann das Hinterteil der Karosserie gerade rücken muss und das erfordert einige Kurbelei.
Es ist aber reichlich unverschämt, im fließenden Verkehr das dahinter fahrende Fahrzeug zu nötigen, das eigene Einparken abzuwarten.
Ich gebe zu, in einem Fall reichlich gemein gewesen zu sein. Ich habe die Lücke nämlich zu gefahren. Natürlich auch im Interesse der nachfolgenden Fahrzeuge. So kam es, dass die Dame im Pkw vor mir keine Option zum Einparken mehr hatte. Dass sie mich und die anderen Autofahrer dann wütend genötigt hat, weil sie das Geradeausfahren blockierte, war die Folge. Das hat sie allerdings bereut.
Eigentlich stehe ich fast täglich vor der Möglichkeit, das zu wiederholen. Ich mache es aber nicht mehr, weil es Konflikte erzeugt. Da sage ich mir dann lieber „schon wieder so ein dämlicher Mitmensch, der vermutlich bei der Fahrschule nicht richtig aufgeklärt worden und auch ansonsten keine Intelligenzbestie ist“.
Engstelle
Ich nehme an, Sie kennen die Situation. Da fährt man auf eine Engstelle zu, rechts ist eine ellenlange Schlange und links ist die Fahrspur fast frei. Die in der Schlange haben alle nicht realisiert, dass es eine Vorschrift gibt, in solchen Fällen alle Fahrspuren auszunutzen und an der Engstelle einzufädeln. Im Gegenteil, sie sind noch erbost darüber, dass sich jemand einen Vorteil heraus nimmt, an ihnen vorbei fährt und die linke Fahrspurt nutzt. Was dann dazu führt, dass der Linksfahrer beim Einfädelungsversuch blockiert wird. So kommen dann halt niedrige Instinkte zum Vorschein und es wäre sicher angebracht, die Blockierer zu belangen.
Rechtsfahrgebot auf der Autobahn
Das ist gleichzeitig ein Überholverbot auf der rechten Spur. In Deutschland hat man gefälligst nach der Straßenverkehrsordnung links zu überholen. Der Gedanke dahinter ist, man könnte durch Rechtsüberholung Unfälle provozieren.
Als ich mal in Florida eine mehrspurige Autobahn befahren habe, konnte ich sehen, dass dies in den USA nicht gilt. Da sind alle Fahrspuren gleichwertig. Es war ein richtig entspanntes Fahren ohne jegliches Autobahnrennen.
Das Rechtsfahrgebot auf deutschen Autobahnen wird ja eigentlich von der Mehrheit der Autofahrer nicht eingehalten. Auf dreispurigen Autobahnen dominiert die mittlere Spur und das rechts Heranfahren praktizieren nur wenige Fahrer. Die damit auch dokumentieren wollen, sich richtig zu verhalten. Deswegen kommt es auch manchmal zu kritischen Situationen, wenn der Fahrer von der mittleren Spur auf die linke wechselt, um zu überholen.
Mir persönlich sagt die amerikanische Lösung mehr zu, aber ich werde deswegen nicht auswandern. Sondern lieber tolerieren, dass es auf deutschen Straßen etliche Fahranfänger mit jahrzehntelanger Praxis gibt.
Heinz Elflein
19.5.2023