Wildbad - Romantisches Franken

Romantisches Wildbadtal

Fragt mich jemand, wo es in Franken romantisch sei, komme ich ins Schleudern. In Franken gibt es mehr Fachwerkhäuser als Hochhäuser. Wo soll ich da anfangen?

Wenn ich bei unserer Ferienwohnung in Bad Windsheim die Angelrute ins Auto lege, um zum Karpfendrillen zu fahren, habe ich mehrere Möglichkeiten, meinem Hobby nachzugehen.

Manchmal haben die Karpfen im Aischgrund keinen Appetit, meinen Mais am Haken zu knabbern. Dann gehe ich etwas höher. Richtung Westen nach Burgbernheim, wo der Aischgrund endet und ein Stück Frankenhöhe beginnt. In Burgbernheim fahre ich über die „Äußere Bahnhofstr.“ zum Ortsausgang, wo die Straße „An der Steige, NEA52“ beginnt. Nach ein paar Kurven bin ich oben am Kapellenberg, wo ich jedesmal animiert werde, auszusteigen und einen Blick auf das Land zu werfen. Hier habe ich öfter das „Ah“ und „Oh“ von Besuchern erlebt, denen ich die Aussicht gezeigt habe.

 

Weil ich aber die Karpfen im Hornauer Weiher nicht warten lassen will, geht es meist auf NEA52 weiter. Kurz darauf passiere ich das Schild, das zum Waldgasthof Wildbad zeigt. Lange Jahrzehnte habe ich die Abfahrt ignoriert, weil die Küche für mich uninteressant war. Was sich in den letzten Jahren gründlich geändert hat.

Darauf komme ich gleich zurück, es ist das Hauptthema. Lassen Sie uns aber kurz den Landkreis Neustadt a.d.Aisch/Bad Windsheim verlassen.

Ich fahre kurz vor der Ortschaft Hornau in den Landkreis Ansbach ein. Dort liegt mein Weiher. Am Ende steht ein Stein, der den Ursprung der Altmühl markiert, die ja bekannterweise bei Kelheim in die Donau mündet und auf den letzten Kilometern den Main-Donau-Kanal mitnimmt. Es ist aber gelogen, die Altmühl entspringt nicht im Hornauer Weiher, sondern etwas westlicher bei der Erlach-Siedlung, bevor sie in den Weiher mündet und hinten wieder herauskommt. So nebenbei haben wir soeben die Europäische Wasserscheide passiert. Die Altmühl ließt nach Süden, das Wasser kommt in Rumänien mit dem Donaudelta in das Schwarze Meer. Die Aisch dagegen richtet sich nördlich aus und kommt über Regnitz/Pegnitz/Main in die Nordsee.

Nun zurück zum Wildbad. 1945 haben US-Soldaten das Wildbad im Kampf mit Gebirgsjägern erobert, die Scheune ist dabei ausgebrannt. Anschließend wurde das Bad bis 1948 mit „verschleppten Personen“ belegt. 1950 begann die Wiederinstandsetzung und Umbau des Wildbades zu einem Kneippbad. Das Wildbad erlangte als Kneippbad wieder einen guten Ruf. Es gab sieben Heilquellen. 1968 wurde der Kurbetrieb eingestellt. Ab 1980 ging das Wildbad aus dem Besitz der Stadt in Privathand über. Es wird seitdem als Hotel und Waldgasthof geführt.

Seit 2009 bewirtschaftet Familie Hofmann Hotel und Gaststätte. Martin Hofmann hat vorher Im Schloss Elmau als Chef de Partie gearbeitet.

Unser Waldgasthof blickt mit den denkmalgeschützten Gebäuden auf eine über tausendjährige Geschichte zurück. Im 18. Jahrhundert zählte es zu den bedeutendsten Kurbädern Europas. Den Markgrafen von Ansbach diente es als Kur- und Erholungsort. Aus dieser Zeit ist auch das Kurhaus mit den beiden Verbindungsgängen zu den Wildbadstuben sowie zum Markgrafenbau erhalten.

Was mich bewogen hat, mich wieder mit dem Waldgasthof anzufreunden, ist mir nicht erinnerlich. Es werden wohl die guten Bewertungen gewesen sein. Die heutigen Rezensionen sind verdientermaßen sehr gut, sowohl was Hotel und Küche betrifft. Schauen wir uns die Speisekarte an, finden wir Gerichte, denen kein Franke so leicht widerstehen kann. Ich bezeichne die Küche als bodenständige Feinschmeckerküche. Sogenannte "Spitzengastronomie" wäre hier fehl am Platze, das soll aber nicht abwertend, sondern eher lobend sein. 

Normalerweise veröffentliche ich keine Speisekarten, mache aber hier gerne eine Ausnahme.

Auszug aus der Speisekarte


Ziegenkäse “Peters Glück“
mit Quittengelee und bunten Blattsalaten 
Fränkische Klößchensuppe 
Rahmsuppe vom Bärlauch aus dem Tiefenbachtal 
Gebratene Forelle mit Mandelbutter
Salzkartoffeln und kleinem Salat 
Bärlauchrisotto mit Ziegenkäse und Wildkräutern 
Großer gemischter Salatteller mit Ziegenkäse und Quittengelee
Großer gemischter Salatteller mit Schinken und Käse 
Fränkisches Schäufele gebraten mit Kartoffelklößen
und kleinem Salat 
Sauerbraten vom Angusrind mit hausgemachten Spätzle
und kleinem Salat 
Hirschbraten in Wacholderrahmsoße mit Kartoffelklößen
Rotkraut und Preiselbeeren 
Schweineschnitzel „Cordon bleu“ mit Schinken und Käse gefüllt
dazu Pommes frites und kleinem Salat 

Die meisten, hier vorgestellten Gerichte machen mich buchstäblich schwach und ich bedauere, 400 km fahren zu müssen, um dorthin zu kommen. Das vermittelte Wohlbefinden liegt aber im Wildbad nicht nur an den Speisen, sondern ganz maßgebend auch an der urigen, romantischen Umgebung. So etwas hat man ja nicht alle Tage. Für mich ist das ein Gegengewicht zu Kantinenatmosphären und modernen, hochgestylten Speiseräumen der gehobenen Gastronomie. Hier habe ich als Mensch die Chance, meinem Ursprung etwas näher zu kommen, wenn ich dies alles auf mich einwirken lasse. Auch wenn sich das etwas überzogen liest.

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Wie man sieht, stehen auf der Speisekarte des Wildbads auch zwei Bärlauchgerichte. Kein Wunder. Im Wald hinter dem Wildbad, entlang des Tiefenbaches, liegt das Bärlauchrevier.

Zu Bärlauch haben wir eine besondere Beziehung:

Bärlauchsuppe / Kulinarisches | Elfleins Bemerkungen 

Mein Schulfreund Edwin Reichenberg aus Bad Windsheim ist mit mir an der Wiese in Burgbernheim gewesen . Wegen der Bärlauchdiebe, die sich überall in Deutschland in die Wälder schleichen, um Kasse zu machen, gebe ich die Information nicht weiter. Könnte aber sein, dass ich ihnen zeige, wo die Maiglöckchen stehen. 

Der Wald um den Tiefenbach ist auch ein beliebtes Wanderrevier. Habe darüber im Internet etliche Artikel gefunden.

 

Ich war nun einige Zeit nicht mehr in meiner middlfränggischen Heimat. Es hat sich Einiges getan, im kulinarischen Bereich nicht nur etwas, was Freude macht. Auch bezüglich Umweltschutz könnte es - vor allem in Bad Windsheim - besser gehen. Wenn aber die Mitglieder der staatstragenden Partei ihre Einkünfte gefährdet sehen, stößt die Heimatliebe an ihre Grenzen. 

Ich wünsche Familie Hofmann alles Gute und  weiter erfolgreiche Jahre mit dem Wildbad. Sollte der Sohn das Werk seines Vaters fortführen, ist gutes Essen bei Burgbernheim gesichert.

 

Heinz Elflein

26.04.2025