Als mein Vater 1948 im Alter von 26 Jahren aus russischer Gefangenschaft zurück kam, fing er nach einer gewissen Eingewöhnungszeit auch wieder an, Fußball zu spielen. Der Verein war der FSV Lenkersheim, in einem Nachbardorf von Windsheim im Aischgrund in Mittelfranken.
Es gab ein reges Vereinsleben durch die Anzahl von Heimkehrern. Diese organisierten auch Spiele mit dem Ball für Kinder. Ich erinnere mich an einen Wettlauf, an dem ich – noch nicht schulpflichtig – teilnahm. Ich führte das Rudel an, bis ich auf die Idee kam, mich nach Papa umzudrehen und nach ihm zu rufen. So konnte ich natürlich nicht gewinnen.
Wer heute nach Bad Windsheim kommt und die malerische Seegasse betritt , wird an ihrem Ende ein größeres Fachwerkhaus sehen, das heute ein Museum ist. Den Ochsenhof. Wir bewohnten dort ein paar Jahre zwei Zimmer. Der Ochsenhof hatte einen Holzzaun, der den Hof umgab. Dagegen spielte ich gerne meinen Ball, bis sich die Nachbarn das wegen der Geräuschentwicklung verbaten.
Aber am Ortsausgang, einen Kilometer entfernt, lag der Platz des FSV Windsheim. Dort traf ich mich mit Gleichgesinnten. Wir markierten zwei gegenüberliegende Tore durch Kleidungsstücke und bekämpften uns durch Kopfballspielen. Damit legte ich den Grundstein für meine spätere Kopfballstärke. Als ich zehn Jahre alt wurde und Papa mir meine ersten (und einzigen) Fußballschuhe spendierte, spielte ich in der Schülermannschaft des FSV als Linksaußen. Eigentlich war ich „beidfüßig" , mit unterschiedlichen Stärken der Füße. Links hatte ich den Bumms mit dem Spann, rechts die Präzision mit der Innenseite. Meine Kopfballstärke machte mich dann zu einem passablen Linksaußen, der sich langsam zum Torjäger entwickelte.
Ich erinnere mich noch an ein Spiel gegen Burgbernheim, wo wir mit Kleinbussen hingebracht wurden und auf dem Weg sangen: „Mädchen, wirst Du einmal schwanger, schiebe nicht die Schuld auf mich, denn ich bin ein junger Fußballspieler und es wäre schad um mich“. Damals waren wir 13 Jahre alt und hatten noch keine intimen Kontakte zu Mädchen. Immerhin schoss ich zwei Tore und wir gewannen das Spiel. Den Platz von Burgbernheim sollte man sich mal anschauen, wenn man in der Region ist. Er ist ein landschaftliches Glanzlicht mit Aussicht in den Aischgrund und zur Frankenhöhe. Wenn ich heute im Frühjahr dorthin komme, gehe ich zu der Wiese im Wald, wo der Bärlauch wächst.
1959 sagte ich Franken ade und zog nach Düsseldorf-Lörick. Dort gab es damals noch die Sportfreunde Lörick und ich besaß noch mein erstes Paar Fußballschuhe. Geld für ein neues Paar hatten wir nicht. Darüber hinaus zog ich mir bei jedem Spiel auf Ascheboden Verletzungen zu und kann heute noch nicht verstehen, warum solche Plätze zugelassen waren. In Bayern gab es Rasen und sonst nix. So spielte ich noch ein Jahr als Linksaußen und beendete dann meine fußballerische Karriere.
Das war dann die Zeit, als mich mein Vater erstmals mit zu einem Spiel von Fortuna Düsseldorf nahm. Ich sah das Spiel gegen den 1.FC Köln, das Fortuna mit 3:4 verlor und deswegen nicht an der Runde zur Deutschen Meisterschaft teilnehmen durfte. Bei Fortuna spielten Berni Steffen, Mauritz, Juskowiak und Jupp Derwall, bei Köln Karlheinz Schnellinger. So wurde ich denn Fortuna-Anhänger und später, als ich es mir leisten konnte, auch Vereinsmitglied.
Über diese Zeit möchte ich ungern reden, ist sie doch mit einer Niederlage für mein Engagement gegen den DFB im Kampf gegen die grundgesetzwidrigen Fremdbestrafungen verbunden.
Ich habe all die Jahrzehnte natürlich den Fußball verfolgt, mir auch viele Spiele im Rheinstadion angesehen. Was heutzutage im Fußball – vor allem in der Bundesliga – so passiert, begeistert mich nicht besonders. Der Dauermeister Bayern München macht es langweilig. Als es eine Woche lang so aussah, als ob sie 2023 an ihrer eigenen Unzulänglichkeit scheitern würden, rief das viel Häme herbei. Ich denke da nicht so, möchte den Bayern-Spielern auch keine Überheblichkeit unterstellen, sie spielen doch auch nur Fußball. Zu Uli Hoeneß: Denke, er ist ein guter Bratwurstverkäufer. Die kleinen Nürnberger gibts bei Aldi.
Im Übrigen sind sie nach einer sehr durchwachsenen Saison und Trainer-Entlassung doch wieder Meister geworden, weil Dortmund sein letztes Heimspiel nicht gewonnen hat. Mit 13 Toren Unterschied bei Punktegleichheit. Jetzt richtet sich die Häme gegen Borussia.
Heutzutage verzichte ich auf Fernsehübertragungen, schaue mir nur noch im Videotext die Ergebnisse an. Dass sich Fortuna aber in einem Heimspiel drei Gegentore einfängt, regt mich auch heute noch auf.
Heinz Elflein
22.05.2023