Gericht des Monats

„Gericht des Monats“ klingt anspruchsvoll. Warum mir zwei ganz stinknormale Mahlzeiten untergekommen sind, die meine neue Rubrik bereichern sollen, hat natürlich eine Geschichte.

 

Eigentlich sollte Kartoffelsalat auf den Thron. Kein gewöhnlicher Kartoffelsalat, sondern der, den Frau Heyer für die Kunden ihres Sohnes macht, der unser Metzgermeister um die Ecke ist. Michael Löffler hat sich mir gegenüber schon mehrfach ausgezeichnet. Ihm verdankt ganz Neuss und halb Düsseldorf die fränkischen Bratwürste, die er so macht, dass man bei geschlossenen Augen keinen Geschmacksunterschied zu den echten bemerkt. Ganz bescheiden möchte ich hinzufügen, dass ich bei der Konzeption unterstützend mitgewirkt habe, indem ich ihm „Echte“ aus Franken als Geschmacksprobe unterjubelt habe und er daraufhin beschloss, dass seine besser sein sollten. Was ihm gelungen ist. Wenn ich ihm dafür nur neunzehn von zwanzig Punkten geben kann, liegt das daran, dass er sie einfach zu lang macht. Obwohl ich ihm gesagt habe, dass fränkische Metzger die Länge der Bratwurst an ihrem Geschlecht messen, 10% länger als tatsächlich gemessen dann fertigen, aber man will halt in Franken vor der Weiblichkeit a bisserla angeben. Michael will das sicher nicht, Millionäre haben andere Möglichkeiten.

 

Weil wir hier aber über Kartoffelsalat als Gericht des Monats sprechen, will ich die Bratwürste zunächst mal vergessen (obwohl sie gut zu Kartoffelsalat passen). Michael ist Großhändler, beliefert Kantinen und sonstige Speisesäle, verkauft aber zweimal in der Woche an der Neusser Weyhe auch an Privatpersonen. An der Neusser Weyhe, weil seine Fleisch- und Wurstwaren so schmecken, als wären sie von der Heiligkeit geweiht.

 

Seine Mutter macht den Kartoffelsalat für ihn, den nachher alle Feinschmecker und sonstige Verkoster, zwangsläufig auch einige Banausen rundum essen dürfen. Eines Tages haben wir zufällig auch welchen mitgenommen und waren verzückt. Da stimmte aber wirklich alles. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, es ist der beste Kartoffelsalat meines Lebens. Worauf auch die Idee vom Gericht des Monats oder des Jahres auf meiner Internet-Site geboren wurde. Frau Heyer müsste mir halt nur das Rezept geben.

 

Den Zahn hat sie mir allerdings gezogen. Ihr Kartoffelsalat kann nicht Gericht des Monats werden. Das ist allerdings kein böser Wille, es gibt einen ganz simplen Grund. Frau Heyer hat kein Rezept. Sie macht den Kartoffelsalat „aus der Lamäng“. Auf Hochdeutsch „aus dem Handgelenk“. Das nenne ich wahres Genie. Jetzt kann ich nur hoffen, dass wieder einmal einige Portionen, die Michael für die Ausstattung von Büffets nicht braucht, im Ladenlokal an der Neusser Weyhe landen. Und von dort in unserer Küche.

 

Weil aber das mit dem „Gericht des Monats“ nix geworden ist, wollte ich die Beiträge nicht mehr schreiben.

 

Bis mir der Zufall und meine liebe Frau zu Hilfe kam, indem sie ein sensationelles Gericht aus dem Nachlass ihrer Mutter herbei zauberte. Lesen Sie weiter unter

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